Entstehung


1. Version (nach Angaben eines Journalisten der Zeitschrift “Der Wechselschieber” wohl die wahrscheinlichste)

Die IUSPC, der Weltverband zur Erhaltung historischer Projektoren (International Union of Societies für Projector Conservation) beschloss auf seiner Gesamtkonferenz 1960 in Reykjavik (Island) unter dem letzten Tagesordnungspunkt “Verschiedenes” die seit langem von vielen Delegierten geforderte Einrichtung eines Museums für die Diaprojektoren des Marktführers Ernst Leitz Wetzlar.
Mit 231 Ja-Stimmen, wenigen Enthaltung und nur sieben Gegenstimmen aus der japanischen Delegation wurde zugleich festgelegt, dass diese Sammlung durch eine zu gründende Stiftung in Deutschland anzulegen sei.
Obwohl die Weltkonferenz der schnell aus der Taufe gehobenen “Stiftung zur Erhaltung der Verbundbildwerfer” nur ganze 50.000,- $ als Startkapital bereitstellte, konnten als Grundstock die Projektionsgeräte aus den persönlichen Nachlässen von Ernst Leitz II, Oskar Barnack und Max Berek sowie von Papst Pius XI angekauft werden. Die russische Delegation sicherte überdies zu, sich dafür einzusetzen, die bei der Eroberung Berlins vorgefundenen und konfiszierten Vortragsprojektoren aus den Ministerien und der Reichskanzlei dem Museum als Dauerleihgabe zu überlassen. Durch die unglücklichen Umstände der Kuba-Krise und des Mauerbaus verschleppte sich die Umsetzung dieser Zusage aber bis zu den Ostgesprächen Willi Brandts und der ersten Entspannung Anfang der 70er Jahre.
So waren bereits 1975 fast 1.200 Leitz-Projektoren vom Uleja und dem IVb L bis hin zum damals aktuellen Pradovit RC im Fundus des Museums, das in den ehemaligen unterirdischen Produktionsanlagen der Buderus-Werke unweit von Wetzlar optimal untergebracht war. Jede noch so kleine konstruktive Variante und jede Farbgebung und Zusammenstellung mit diversem Spezialzubehör war vertreten, und selbstverständlich auch sämtliche Prototypen und Versuchsgeräte aus der Entwicklungsabteilung, die regelmäßig aus Wetzlar an das Museum abgegeben wurden.
Bei konstanter Temperatur und niedriger Luftfeuchte waren die Projektoren dort nicht nur vor Korrosion sicher, sondern sie konnten in den weiten dunklen Hallen auch hervorragend für beeindruckende Projektionsabende eingesetzt werden. Unvergessen der Lichtbildvortrag Henri Cartier Bressons zu “Mein China - der Lange Marsch und ich”, mit seinen wenigen farbigen Diapositiven, da er ja sonst nur SW-Negativfilme verwendete.
Auch, wenn dies heute unglaublich klingen mag, verblasste die Attraktivität dieses Museums mit dem Vordringen des Negativfilms und des Pocketformates immer mehr, bis sich selbst eingefleischte Leica-Fans bisweilen dabei ertappen ließen, dass sie nichts von diesem Museum wussten.
Dann entbrannte auch noch ein langwieriger Rechtsstreit mit US-amerikanischen Erben der russischen Offiziere, die 1945 an den Konfiskationen in Berlin beteiligt waren. Sie verlangten die Herausgabe der Anfang der 70er Jahre nach Deutschland geschafften Projektoren und die Prozesskosten brachten schließlich das Museum in eine finanzielle Schieflage, die in der frühen Reagan- und Kohl-Ära zudem mit politischen Spannungen belastet war. Die rechtlich mit dem Museum verflochtene IUSPC zerstritt sich darüber derart, dass sie schließlich zerfiel, ihre Geschäftsstelle in Los Angeles aufgab und auch auf nationaler Ebene heute kaum noch anzutreffen ist. Lediglich in Finnland und Paraguay sind heute noch aktive Vereinigungen anzutreffen, die sich jedoch auf die Erhaltung von frühen asphärischen Kondensorlinsen und kabelgebundenen Fernbedienungen spezialisiert haben.
Die Unsummen verschlingenden Prozesskosten bedeuteten letztlich nicht nur den Untergang der IUSPC, sondern zwangen auch das Stiftungskuratorium der “Stiftung zur Erhaltung der Verbundbildwerfer”und letztlich die Museumsverwaltung zum Auszug aus den weiten dunklen Hallen unter Wetzlar sowie, was noch schlimmer wog, zum Verkauf zahlloser historischer Projektoren.
Einen beträchtlichen Teil der Geräte kaufte der als Kamera-Fan bekannte libysche Staatsführer Muammar al-Gaddafi, der die Exponate zudem wegen der finanziellen Notlage zu einem Spottpreis erwerben konnte. Unglücklicherweise stellte der Staatsführer diese Exponate jedoch in seinem Lieblingspalast in Tripolis aus, der 1986 beim Bombenangriff durch die USA (eine militärische Antwort auf einen Terroranschlag in Berlin) in Schutt und Asche gelegt wurde. Dabei sollen auch alle Projektoren, trotz ihrer fast sprichwörtlichen Robustheit, zerstört worden sein, jedenfalls laut der schweizerischen Versicherung, die den Schaden zu regulieren hatte.
Der Museumsleiter (der Name wird hier aus Pietätsgründen nicht genannt) ist über diesen Vorfall schwermütig geworden und hat schließlich einen tragischen Selbstmord begangen, indem er sich, beschwert mit zahlreichen Pradovit n und Leitz VIIIs 750, im Rhein ertränkte. Er wurde nie gefunden, nur ein paar Kondensorlinsen wurden ans Ufer gespült und entfachten dort bei Sonnenschein kleine harmlose Brände.
Einer der Stiftungskuratoren, der im Verlaufe des Gerichtsverfahrens auch sein persönliches Vermögen eingebracht und an Anwälte verloren hatte, verlor schließlich die Nerven und stahl sich mit einem (wie Augenzeugen angaben, völlig überladenen) LKW voller Exponate davon und ist nie wieder aufgetaucht.
Der heutige Inhaber des aus namensrechtlichen Gründen “Pradoseum” genannten Museums steht im Verdacht, in verwandtschaftlicher Beziehung zu diesem untergetauchten und vermutlich inzwischen verstorbenen Kuratoriumsmitglieds zu stehen. Insider behaupten, er habe nach dem Tod seines Verwandten im Keller des Verstorbenen die damals per LKW abtransportierten Exponate vorgefunden. Um keinen unnötigen Verdacht zu erregen, stellt er diese nun jedoch nur nach und nach als angebliche Neueinkäufe in sein Pradoseum.
Ebenfalls hält sich hartnäckig das Gerücht, der Museumsinhaber sei in Mietverhandlungen mit der Buderus-Immobilien-Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Gießen eingetreten mit dem Ziel, die unterirdischen Produktionshallen erneut als Projektorenmuseum anzumieten. Zudem sei er mit der Tauchgemeinschaft Boppard im Gespräch und bereite Suchaktionen im Rhein vor, sobald Wasserstand und Temperaturen dafür günstig seien. Seinen nächsten Sommerurlaub planer er in Tripolis, streitet aber auf Nachfrage jeden Zusammenhang mit den Vorfällen von 1986 vehement ab. Seine Urlaubsmotive seien, so versichert er, “völlig verbundbildwerferlos”.



2. Version (der ehemalige Museumsgeistliche Benediktinerpater Ulios beteuert, an dieser Geschichte stimme jeder Satz)

(der Text wurde aus dem Altlateinischen übersetzt, wir bitten um Entschuldigung für kleinere Übersetztungsfehler)

Und der Herr erschien dem Museumsgründer im Schlafe im Gewand eines Objektivansatzstutzens und er sagte zu ihm: “Gehe hin, und errichte eine Haus für alle Projektoren von Leitz, das so groß und so prächtig ist, dass alle darinnen Platz finden. Denn es sei, dass die großartigen Lichtbildwerfer nicht länger in Kellern und auf Dachböden darben, sondern im Lichte den Menschen dargeboten werden sollen, auf das ihnen gehuldigt werde in ihrer Pracht und Schönheit, und in ihrer genialen Funktionalität. Denn sonst seien alle Eingebungen, die ich den Entwicklern gegeben habe, für die unheilige Katze.”

Und der Museumsgründer ging hin um zu tun, wie ihm geheißen. Da fand er ein schönes Haus mit viel Platz und Licht darinnen und sagte: Dies wird mein Museum, wie der Objektivansatzstutzen mich geheißen hat.
Und voller Freude ging er zu den Menschen und sprach zu ihnen: “Menschen, gebt mir Eure Leitz-Projektoren, denn nur so werden Eure alten schlechten Diaabende euch verziehen. Und wahrlich, nur ein leerer Dachboden und ein aufgeräumter Keller erfreut den heiligen Objektivansatzstutzen.”
Da sahen sich die Menschen an und nickten. Und siehe, sie gingen heim und kamen zurück in großen Scharen und brachten dem Museumsgründer Prados und Pradovits, Leitz-VIII-Geräte und Zubehörteile sonder Zahl.
Als aber der Museumsleiter das sah, da lachte er, und die Kinder sangen und die Wolken öffneten sich und eine mächtige Stimme donnerte hernieder zu den Menschen: “Und vergesset nicht, die mehrschichtvergüteten Wechselkondensoren und die Wärmeschutzfilter zu reinigen von allen Sünden und von allem Staub.” Und so tat der Museumsgründer, wie ihm geheißen.

Die Menschen aber staunten und verstummten. Und dann blickten sie bang in den Himmel mit seinen strahlend weißen Wolken, der ward ohne störende Farbsäume und hell und klar bis in die Ecken und fragten: “Oh, heiliger Objektivansatzstutzen, verzeihst Du uns unsere Diaabende, mit denen wir unsere Kinder und unsere Besucher gequält haben Jahr um Jahr?”
Und die mächtige Stimme antwortete: “Wenn Ihr wirklich alle Leitzprojektoren dem Museumsgründer dargebracht habet, und auch kein einziger Objektivstutzen und keine Kinosockelstecklampe mehr in Euren Heimen ist, dann seien Eure Sünden getilgt. Ziehet hin und fotografiert fortan digital, auf dass Ihr alles löschen könnt.”
Und die Menschen zogen fort und kauften sich SD-Karten und Akkus und sie vergaßen alle Pein der Diapositive.



3. Version (von der 16jährigen Tochter des Museumsinhabers, die jedoch wenig glaubwürdig ist. Wir geben sie dennoch im Wortlaut zur Kenntnis, um Vorwürfen der Zensur vorzubeugen)

“Also meine Mutter brachte vor ungefähr zwei Jahren einen riesigen alten Diaprojektor mit nach Hause, das war so ein blaues Teil, das sie irgendwo ausrangiert hatten. Es funktionierte nicht mehr, aber sie dachte, mein Vater würde sich sehr freuen, weil da Leitz draufstand und mein Papa ja Leica-Fan ist und schon ewig Dias macht. Einen teuren neuen Projektor von Leitz hatte er da schon, den wir auch oft benutzen. Er hat sich zwar gefreut, aber irgendwie verschwand das Ding in der Ecke und das war´s.
Plötzlich kaufte er dann über ebay noch einen, damit er, wie er sagte, endlich eine Lampe dazu hätte und auch den anderen Projektor mal ausprobieren könne. Dann fing er an, in seinem Internetforum von den Leica-Freunden in so einem Wiki alles über die Projektoren zu schreiben, was er wusste und in seinen Büchern und Prospekten finden konnte. Und weil das zu lückenhaft war, wie er sagte, kaufte er erst einen, dann noch einen und schließlich weitere solche alten Dinger. Er sagte, so könnte er sich ein genaues Bild machen, was er als Beschreibung ins Wiki setzen würde und könnte auch Bilder von ihnen machen und ins Internet hochladen.
Eine Weile fanden wir das auch ganz interessant und lustig, die sehen ja wirklich ganz putzig und urig aus. Aber dann merkten wir, dass er gar nicht wieder aufhörte und die Dinger immer mehr wurden. Erst standen sie ja nur in den Schränken und auf den Regalen im Wohnzimmer und im Flur, dann verstaute er einige in den Schränken und unter den Betten. Als auch das in unserer eher normal großen Wohnung nicht mehr reichte, bat er uns (meine Schwester und mich), künftig in Hochbetten zu schlafen, so hatte er weiteren Stauraum für etwa 100 Geräte. Der Hund schläft nun seit einem halben Jahr in einem Hundehaus, das aus dreißig übereinander gestapelten Pradovit- Projektoren errichtet wurde und fühlt sich wohl darin. Es ist wirklich erstaunlich stabil und hundegerecht aber doch recht klobig und man kommt nun nur noch über die Außentür in die Küche.
Wo mein Papa das ganze Geld für die Dinger hernimmt, weiß ich nicht, er sagt, er bekäme sie immer ganz billig im Internet. Komischerweise holt er sie aber meist mit dem Auto selbst ab. Er wird immer seltsamer, letzten Monat servierte er uns das Dessert in so komischen schwarzen Dosen, das seien Feuerschutztrommeln eines VIIIa, sagte er dazu. Und der Salat war in einem Pradovit- Gehäusedeckel angerichtet. Ich dürfte das aber nicht der Mama erzählen (die ist vor einigen Monaten ausgezogen), aber das tue ich dann doch immer.
Weil er Angst hat, dass mein Schwester und ich zur Mama ziehen, verspricht er uns in letzter Zeit immer wieder, er suche gerade eine sehr große neue Wohnung, irgendwo zwischen Dortmund und Frankfurt, wo wir ganz viel Platz hätten und ob wir uns auch vorstellen könnten, unterirdisch zu wohnen wie die Zwerge im “Herrn der Ringe”, es wäre auch ganz geräumig und komfortabel. Zum Glück macht er nun gerade einen Tauchkurs, vielleicht lenkt ihn das etwas ab.
Und er will uns auch gern in seinen nächsten Urlaub mitnehmen, wir fliegen diesen Sommer nach Libyen.”

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Über das Pradoseum

Wie das Pradoseum eigentlich entstanden ist, ist seit Jahren umstritten, so dass heute mehrere sehr unterschiedliche Versionen seiner Entstehungsgeschichte parallel existieren, von denen einige in derart seltenen Sprachen abgefasst sind, dass sich für sie keine Übersetzer mehr finden. Hier werden deshalb nur die drei bekanntesten und zudem deutschsprachigen Versionen kurz dargestellt.